Die Liebe ist nicht einfach. Was heute für uns als völlig normal angesehen wird, war Ende des 19. Jahrhunderts ein Tabu. Betrachtet man die Herkunft des Wörtchen „Tabu“, so erkennt man, dass sich dieses von dem Wort Tapu ableitet und von Eingeborenen auf polynesischen Insel benutzt wird, um Regeln zu beschreiben, auf die die Todesstrafe gilt.
In Theodor Fonate’s Roman „Irrungen und Wirrungen“ müssen die Protagonisten dieses Tabu am eigenen Leib erfahren, zwar nicht in Form von einer körperlichen Bestrafung, doch der gesellschaftliche Druck, der Ende des 19. Jahrhunderts auf ihnen lastet, zwingt sie sich gegen die „wahre“ Liebe zu entscheiden. Carola Moritz ist Regisseurin und Schauspielerin zu gleich. In ihrer Inszenierung von Irrungen und Wirrungen übernimmt sie diverse Rollen, wie Frau Nimptsch, Botho’s Diener und einer aufreizenden Dame. Schauplatz stellen drei Bauzäune dar, die zu einem Raum mit drei Wänden geformt sind. Funktionell auf dem höchsten Niveau kann man behaupten, wenn man das Budget dieser Vorstellung betrachtet, denn der Bauzaun kommt öfters in Aktion, als erwartet und verdeutlich die räumliche Entfernung von Lene und Botho öfters. Ebenfalls zum Einsatz kamen sieben Würfel mit Dekorfolien in den Mustern: Wiese, Holz und Ledercouch. Multifunktional könnte man diese kleinen Quader bezeichnen. Regisseurin Moritz setzt zudem auf moderne Effekte und blendet somit Szenen, wie ein Kaminfeuer, oder Botho im Club, oder Käthe einfach mittels Beamer ein. Die Katakombe-Inszenierung setzt auf moderne Akzente, was man bereits am Einsatz des Beamers erkennen kann, doch auch Kleinigkeit, wie Mobiltelefone, elektrischer Strom für jedermann, oder Autos prägen diese Inszenierung mit ihrem neumodischem Stil. Doch auch kleine Änderungen der charakterlichen Züge und Erscheinungsbilder der Protagonisten kann man erkennen, so wirkt Lene wesentlich selbstbewusster und kräftiger. Die Rolle des Herr Dörrs wurde vorzüglich ausgespielt und prima auch auf heutige typische Klischees angewendet. Käthe von Sellenthin war leider nicht im Raum vorzufinden, sondern wurde mittels Beamer auf eine Leinwand projiziert. Doch dies schadet dem Stück kein bisschen, denn die oberflächliche Frau von Sellenthin wurde ebenfalls köstlich dargestellt und entsprang vollkommen meiner Vorstellung. Auch ihre Abwesenheit während der Kur, wurde durch die modernen Akzente, wie einen Beamer prima vermittelt. Ein Rückblick auf ein Theaterstück zwingt mich auch negative Dinge zu nennen, selbst wenn diese nicht direkt mit der Inszenierung in Verbindung stehen. Doch nicht nur wie der Roman gespielt wird, ist entscheidend, sondern auch wo. Die Katakombe ist ein ca. 10mx25m großer Raum ohne scheinbar vorhandene Lüftungsanlagen. Nach einer guten Stunde stieg somit bei vollen Tribünen die Temperatur und die Konzentration fiel. Das man sein Gemüt mit der Katakombe-Inszenierung assoziiert ist völlig menschlich und in meinen Augen auch nicht außer Acht zu lassen. Abschließend kann man mit gutem Gewissen behaupten, dass die Katakombe-Inszenierung ein gelungenes Schauspiel darstellt, mit zwar begrenzten materiellen Gütern, aber scheinbar unbegrenzten genialen Ideen.